Fußball, Mädchen, Hasch und Revolution. Als Ultra-Fußballfan und Anarchist lebt der junge Ägypter Abdo die Extreme. In Straßenkämpfen und im Fußballstadion bekommt sein Leben endlich einen Sinn. Auf dem Tahrirplatz ist er überzeugter Revolutionär, im Stadion Teil der weltweiten Ultra-Bewegung. Abdo ist begeisterter Amateurfilmer – seine Kamera ist in den Straßenschlachten und im Fußballstadion immer an. Auch im Alltag ist sie ein treuer Begleiter: Obdachlose, U-Bahn-Reisende, Hunde – es gibt kaum etwas, das er nicht filmt. Als Abdo drei Freunde während Ausschreitungen in einem Fußballstadion verliert, beschließt er nach Gaza zu gehen – dort wo die wahren Revolutionäre sind. Seine besten Kumpels wollen ihn abhalten, die Mädchen sind begeistert – Teenager inmitten der Revolution. ABDO erzählt eine individuelle Geschichte in Zeiten eines gesellschaftlichen Umbruchs. Er fängt damit Erfahrungen ein, die Jugendliche weltweit durchleben – ob auf der Wall Street, dem Maidan- oder Taksimplatz.

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, an dem ich zum ersten Mal staunend auf dem Tahrir-Platz stand. Staunend, weil alles so anders war, als ich es mir – durch Fernseh- und Zeitungsberichte – vorgestellt hatte. Staunend, weil man mit eigenen Augen plötzlich so viel mehr wahrnimmt, als der formatierte Blick einer Kamera, als der narrativ gelenkte Bericht eines Journalisten. Eine Revolution ist immer auch eine Bilderfabrik von Inszenierungen: Medien und Demonstranten – gemeinsam oder gegeneinander – stricken sie an der großen Erzählung ‚Revolution‘, die später einmal Einzug in die Geschichtsbücher halten wird. Wie also ‚Revolution’ abbilden, wenn es abseits der gängigen Narrative eigentlich gar nicht möglich ist? Vielleicht, indem man sich vom Rande nähert und den Blick eines Individuums aufnimmt. Eines Jugendlichen, der im Prozess des Erwachsenwerdens die Filmkamera für sich entdeckt, der fast manisch alles filmt und manchmal die eingeschaltete Kamera gänzlich vergisst. Diesen Menschen habe ich in Abdo gefunden. Mit ihm ist ein Film entstanden, der Revolution in ihren medialen Bildern nur ganz am Rande streift. ABDO ist ein Film, der auf einer Person verhaftet bleibt, die in ihrem Ringen nach Identität für ein ganzes Land steht und in ihrem Veränderungswillen einer globalen Jugendkultur entspricht, wie wir sie weltweit in immer schnelleren Abständen sich erheben sehen.

Jakob Gross

Jakob Gross

(Regie, Kamera, Produktion)

Jakob Gross studierte Kulturanthropologie in München und Chennai (Indien). Er ist Mitglied des Exzellenzclusters der Universität Heidelberg im Bereich der Visuellen Anthropologie und publiziert hierzu. Seit 2008 produziert er Dokumentarfilme und arbeitet als Dozent und Kameramann. 2013 gründete Jakob Gross die Produktionsfirma FinkFilms, für die er als Produzent, Autor und Kameramann tätig ist. ABDO ist sein erster langer Dokumentarfilm.

Annika Mayer

Annika Mayer

(Schnitt, Co-Produktion)

Annika Mayer studierte Kulturanthropologie und Visuelle Anthropologie in München und Paris. Sie lehrte hierzu mehrere Jahre an der LMU München. Derzeit promoviert sie am Exzellenzcluster der Universität Heidelberg. Seit 2013 arbeitet sie als Produzentin und Cutterin bei FinkFilms.

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